Die Leserinnen und Leser mit etwas fortgeschrittenem Alter mögen sich vielleicht noch daran erinnern, bis zur Jahrtausendwende waren Kassenobligationen eine sehr beliebte Anlagemöglichkeit.
Auch ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Kundinnen und Kunden jeweils zu mir als Kundenberater mit ihren physischen Couponbögen vorbeikamen, um ihren wohlverdienten Zinsertrag abzuholen. Mit der Einführung der Stempelsteuer und insbesondere mit dem negativem Zinsumfeld in der Schweiz in den letzten Jahren ist das Interesse daran erlahmt bzw. wurden diese teilweise gar nicht mehr von den Banken angeboten. Doch sind nun Kassenobligationen im steigenden Zinsumfeld wieder eine Alternative zu herkömmlichen Spar, Fest- oder Termingeldkonten und wie sieht der Vergleich zu klassischen Obligationen aus?
Was sind Kassenobligationen?
Kassenobligationen repräsentieren sogenannte Inhaberschuldverschreibungen, sie werden als eine Variante von Obligationen angesehen. In dieser Konstellation agiert der Investor faktisch als Geldgeber und erzielt kontinuierliche Einnahmen durch vorab festgelegte Zinszahlungen, die seitens des Schuldners geleistet werden. Hierbei verpflichtet sich der Anleger, sein Kapital für mindestens zwei Jahre bereitzustellen. Im Gegensatz zu traditionellen Obligationen finden Kassenobligationen keine Handelsplätze an Börsen. In der Vergangenheit zählten die Kassenobligationen zu den beliebtesten Schweizer Wertpapieren.
Vor- und Nachteile von Kassenobligationen
Kassenobligationen bieten im Vergleich zu klassischen Obligationen doch einige Vorteile. Meist können diese bereits ab einer Mindesteinlage von CHF 1’000 abgeschlossen werden, zudem unterliegt das Guthaben keinen Kursschwankungen und die Laufzeiten sind frei wählbar. Bis zu einer Betragsgrösse von CHF 100’000 geniessen diese zudem durch die gesetzlich geregelte Einlagensicherung einen besonderen Schutz. Weiter fallen meist keine Kosten beim Kauf und der Rückzahlung an und vielfach werden von den Banken auf Kassenobligationen auch keine Depotgebühren verrechnet.
Vorteile auf einen Blick:
-Mindesteinlage bereits ab CHF 1’000
-Gleichbleibender Zinssatz
-Frei wählbare Laufzeit zwischen zwei und zehn Jahren
-Unterliegt keinen Kursschwankungen
-Keine Kosten
-Einlagensicherung bis CHF 100’000
Nachteile:
Kassenobligationen haben aber auch Nachteile, so muss hier sicher die eingeschränkte Liquidität erwähnt werden, da Kassenobligation nicht oder nur schwer innerhalb der Laufzeit veräussert werden können.
Kassenobligation, Festgeld oder Termingeld
Neben den eigentlichen Kassenobligationen führen einige Schweizer Banken auch Termingeldkonten. Schweizer Termingeldkonten funktionieren ähnlich wie Kassenobligationen – auch hier erhalten Sie einen festen jährlichen Zins. Es handelt sich jedoch nicht um Wertpapiere, sondern um Bankkonten.
Im Unterschied zu Kassenobligationen und Termingeldkonten bezeichnen Schweizer Banken mit «Festgeld» in der Regel Anlagen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr.
Alle drei haben im Wesentlichen die gleiche Funktion: Sie erhalten als Kunde für die vereinbarte Laufzeit einen fixen Zinssatz. Es ist also im Allgemeinen nicht entscheidend, ob Sie sich für eine Kassenobligation, ein Termingeldkonto oder Festgeldkonto entscheiden.
Zinsen vergleichen
Kassenobligationen und Festgelder haben einen Zinssatz, der sich während der gesamten Laufzeit nicht ändert. Der Zins wird in der Regel jeweils jährlich gutgeschrieben.
Ein Vergleich der Zinssätze ist deshalb wichtig. Je nach Angebot, Betrag und Laufzeit können Sie rasch einmal Hunderte bis Tausende von Franken zusätzlich sparen.
Beispiel: Bei einem Anlagebetrag von 100’000 Franken und einer Laufzeit von 3 Jahren macht ein Zinsunterschied von nur 0.5 Prozent bereits 1500 Franken aus. Aktuell gibt es z.B. bereits Banken, welche für eine Laufzeit von 3 Jahren wieder einen jährlichen Zins von über 2% bezahlen.
Vergleich mit Sparkonto
Sparkonten sind hinsichtlich Sicherheit vergleichbar. Sparkonten bieten im Vergleich zu langfristigen festverzinslichen Anlagen aber häufig tiefere Zinsen. Ausserdem können sich die Sparkonto-Zinssätze während der Laufzeit jederzeit ändern. Ein Vorteil von Sparkonten ist hingegen die grössere Flexibilität beim Bezug.
Fazit:
Kassenobligationen können aus meiner Sicht durchaus wieder eine attraktive Alternative für sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger darstellen. Wer für ein kurz- bis mittelfristiges finanzielles Ziel wie eine Weltreise, einen Autokauf oder das Studium der Kinder anspart, will sich sicher sein, dass das angesparte Kapital dann auch wieder zu 100% zurückgezahlt wird. Mit dem Einlegerschutz bis CHF 100’000 bieten diese zudem auch höchste Sicherheit in Bezug auf das Emittentenrisiko.
Gerade mit einer möglichen Erreichung des Zinsgipfels in der Schweiz im Herbst könnten die Kassenobligation für kurze und mittlere Laufzeiten wieder interessant werden. Dies insbesondere auch weil die Banken sich bei den Sparkonten auffallend zurückhaltend zeigen, die gestiegenen Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben.
Sollten sich die Inflationszahlen in der Schweiz weiter stabilisieren und nicht wieder steigen, so ist sogar mit einer positiven realen Verzinsung (nach Abzug der Teuerung) bei Kassenobligationen zu rechnen.
Ich wünsche viel Erfolg beim Anlegen und Vergleichen!
Herzliche Grüsse
Marco