Bei der Entscheidung, ob ich in eine Anlageklasse investieren möchte, ist für mich das Hauptkriterium, ob ich für das eingegangene Risiko mit einer angemessenen Rendite entschädigt werde. Bei einem breit diversifizierten Aktienportfolio ist dies historisch gesehen der Fall – die Rendite liegt im Schnitt bei etwa 7 % pro Jahr. Doch wie sieht die aktuelle Situation für CHF-Anleger in der Anlageklasse Obligationen aus, die notabene die grösste Anlageklasse weltweit ist?
Viele Investoren sind in Obligationen investiert, einige wissentlich (z. B. Pensionskassen, Versicherungen) oder gesetzlich verpflichtet, andere oft unwissentlich über Vermögensverwaltungsmandate oder sogenannte Strategiefonds.
Einleitung Obligationen
Schweizer Franken Obligationen gelten als eine der konservativsten Anlageformen und sind vor allem für sicherheitsorientierte Anleger interessant. Dabei handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, die von Unternehmen oder Staaten ausgegeben werden, um Kapital zu beschaffen. Sie versprechen dem Anleger eine feste Verzinsung und Rückzahlung des Kapitals nach Ablauf der Laufzeit.
Diese Anlageform ist besonders für risikoaverse Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen oder auch Privatanleger geeignet. Allerdings haben sich die Renditeaussichten in den letzten Jahren deutlich verschlechtert, was die Frage aufwirft, ob Obligationen überhaupt noch attraktiv sind.
In den 1980er- und 1990er-Jahren boten CHF-Obligationen noch Renditen von 4–5 %. Seitdem sanken diese kontinuierlich, getrieben durch die stabile Schweizer Wirtschaft und eine Politik niedriger Zinsen.
Das aktuelle Zinsumfeld
Nach der Finanzkrise senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen auf null oder sogar in den negativen Bereich. Zur Bekämpfung der Nach-Corona-Inflation wurden diese zwar wieder erhöht, doch zuletzt zeichnete sich erneut ein Richtungswechsel ab: Die Zinsen befinden sich wieder auf einem extrem niedrigen Niveau und sollen weiter sinken. Der Markt erwartet bis 2025 einen Leitzins von lediglich 0,50 %.
Risikoaspekte Bonitätsrisiko und Zinsänderungsrisiko
Obligationen sind keineswegs risikofrei. Besonders bei Unternehmensanleihen besteht das Risiko eines Zahlungsausfalls. Selbst wirtschaftlich stabile Schweizer Unternehmen können in Krisenzeiten in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Anleihen mit langer Laufzeit sind zudem stark von Zinsänderungen betroffen. Steigen die Zinsen, sinkt der Kurs bereits emittierter Anleihen, da neue Papiere eine höhere Verzinsung bieten. Dies kann zu erheblichen Kursverlusten führen, insbesondere für Anleger, die vorzeitig verkaufen möchten oder in Obligationenindizes bzw. Fonds investiert sind.
Anlagerendite
Betrachten wir die Renditen von CHF-Obligationen etwas genauer. Ein Blick auf den Swiss Bond Index (SBI), der rund 1’800 Obligationen mit akzeptablem Bonitätsrisiko (Investment Grade) umfasst, zeigt eine durchschnittliche (Verfall-) Rendite von 0,82 % pro Jahr (Quelle: Swisscanto (CH) Index Bond Fund Total Market AAA-BBB CHF) bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 7,8 Jahren.
Unternehmensanleihen mit etwas höherem Risiko bieten kaum bessere Aussichten: Die Verfallrendite liegt hier bei 1,17 % bei einer Restlaufzeit von 4,72 Jahren (Quelle: iShares Core CHF Corporate Bond ETF).
Möchten Sie höchste Sicherheit und Ihr Geld dem Schweizer Staat anvertrauen, bekommen Sie für eine Dauer von 10 Jahren gerade noch eine jährliche Rendite von 0.36 % pro Jahr (siehe Grafik).
Anleihen in Fremdwährungen „there is no free lunch”
Eine weitere Möglichkeit sind Anlagen in Obligationen in Fremdwährungen. Beispielsweise ist die Verzinsung in den USA deutlich höher als in der Schweiz. Allerdings geht diese Renditechance mit Fremdwährungsrisiken einher, wodurch die Anlagen ihren konservativen Charakter verlieren und erheblichen Schwankungen unterliegen können. Langfristig ist zudem davon auszugehen, dass der Schweizer Franken stark bleibt und sich weiter aufwertet, was potenzielle Gewinne zusätzlich schmälert und zu zusätzlichen Verlusten führen kann.
Eine Alternative wäre die Absicherung dieser Fremdwährungsrisiken. Doch die Kosten hierfür sind oft so hoch, dass die Mehrrendite durch die Absicherung vollständig aufgezehrt wird. Auch bei Obligationen gilt: Es gibt keine kostenlose Rendite („there is no free lunch“).
Anlagestrategiefonds oder Vermögensverwaltung
Haben Sie einen Anlagestrategiefonds oder lassen Sie Ihr Vermögen in einem diskretionären Vermögensverwaltungsmandat verwalten? Dann sollten Sie Ihre Anlagestrategie kritisch überprüfen! Warum?
Viele Anlegerinnen und Anleger haben ein ausgewogenes oder defensives Anlageprofil. Das bedeutet häufig, dass ein beträchtlicher Anteil – meist 40–60 % – ihres Portfolios in Obligationen investiert ist.
Negative Rendite nach Kosten
Rechnen wir exemplarisch mit einer Verfallrendite von 1 % auf den Obligationenanteil Ihres Portfolios. Ziehen wir Vermögensverwaltungskosten von 1–2 % ab, ergibt sich bereits eine negative Rendite auf einen erheblichen Teil Ihrer Anlagen. Und dabei sind weder Verwahrungskosten noch die Einkommenssteuer auf Zinserträge berücksichtigt.
Fazit: Besser Konto oder Festgeld
Es ist nicht nötig, Ihr Risikoprofil grundlegend zu ändern oder mehr Risiken einzugehen. Doch die Realität ist, dass die Rendite Ihrer Anlagen künftig vor allem aus Aktien stammen wird. Stellen Sie sich daher die Frage, ob es sinnvoll ist, für eine bereits feststehende negative Rendite auch noch Vermögensverwaltungskosten zu zahlen.
Eine mögliche Alternative könnte eine Erhöhung Ihrer Aktienquote sein, kombiniert mit einer Reduktion der kostenintensiven Vermögensverwaltung – sei es in Form eines Strategiefonds oder eines Verwaltungsmandats. Denn ein Anlagesparkonto oder Festgeld sind kostenlos und bieten eine einfache Lösung. Ihr Vermögensverwalter wird daran vermutlich wenig Freude haben.
Wenn Sie Ihre Anlagen künftig selbst verwalten möchten, laden wir Sie herzlich zu unserem kostenlosen Workshop «Wie investiere ich richtig und sicher in Aktien – Ein Leitfaden für Einsteiger» am 26. November 2024 ein.
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Herzliche Grüsse
Marco Eberle