Bei einem Anlagegespräch bei einer Bank oder Versicherung wird mit dem Kunden standardmässig das sogenannte Risikoprofil ermittelt. Der Prozess läuft meist über ein Analyse-Tool, bei dem der Kunde durch die Beantwortung von Fragen über die Risikofähigkeit und Risikobereitschaft sein persönliches Anlegerprofil bzw. seine Anlagestrategie ermitteln kann. Oftmals werden die Kunden dann in Strategieklassifizierungen mit Bezeichnungen wie «Ertrag/Yield», «Ausgewogen/Balanced» oder «Wachstum/Growth» eingeteilt.
Als mögliche Lösung und Umsetzungsvariante wird vielfach ein gemischter Anlagefonds, auch bekannt als Strategiefonds oder Anlagezielfonds, empfohlen. Diese sind bei vielen Anlegern beliebt, da sie eine breite Diversifikation innerhalb eines einzigen Produkts bieten. Diese Fonds kombinieren verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und manchmal auch alternative Investments wie Hedgefonds, Rohstoffe oder Immobilien. Auf den ersten Blick erscheint dies wie eine ideale Lösung, um das Risiko zu streuen und potenzielle Renditen zu maximieren. Allerdings gibt es mehrere gewichtige Gründe, warum ich persönlich nie in einen gemischten Anlagefonds investieren würde. Im Folgenden werde ich die Nachteile dieser Fonds detailliert erläutern.
Hohe Gebührenstruktur
Einer der grössten Nachteile von gemischten Anlagefonds sind die oft hohen Gebühren. Diese Fonds haben in der Regel sowohl Managementgebühren als auch laufende Kosten, die die Rendite erheblich schmälern können. Meist liegen diese im Bereich von 1-2% pro Jahr. Dazu kommen häufig noch Ausgabeaufschläge und Rücknahmegebühren. Die Gebührenstruktur kann somit die tatsächlichen Gewinne, die Anleger erzielen, drastisch reduzieren.
Mangelnde Transparenz
Viele gemischte Anlagefonds leiden unter einem Mangel an Transparenz bezüglich ihrer Anlagestrategien und der genauen Zusammensetzung ihres Portfolios. Anleger wissen oft nicht genau, in welche Vermögenswerte ihr Geld fliesst und welche Risiken damit verbunden sind.
Geringere Flexibilität
Durch die Investition in einen gemischten Anlagefonds gibt man einen erheblichen Teil der Kontrolle über die eigenen Investitionen ab. Die Entscheidungen werden vom Fondsmanager getroffen, und der Anleger hat keinen Einfluss darauf, wie das Kapital verteilt wird. Dies kann problematisch sein, insbesondere wenn der Anleger andere Marktansichten hat oder bestimmte Anlageklassen vermeiden möchte.
Anteil an Obligationen / Anleihen
Viele gemischte Fonds investieren einen substanziellen Teil der Anlagen in festverzinsliche Werte. Durch die sehr tiefen Zinsen in der Schweiz muss man sich hier die Frage nach der Wirtschaftlichkeit und adäquaten Risikoentschädigung solcher Investitionen stellen.
Die Verfallrendite des Swiss Bond Index liegt aktuell bei weniger als 1.5%. Der Swiss Bond Index (SBI) umfasst alle investierbaren Anleihen in Schweizer Franken, die von in- und ausländischen Emittenten mit einem Rating von AAA bis BBB ausgegeben werden und bestimmte Liquiditäts- und Mindestvolumenkriterien erfüllen. Die Restlaufzeit dieser Obligationen in diesem Indexkorb hat sich aufgrund der Negativzinsphase deutlich erhöht, da sich der Staat und die Unternehmungen länger und günstiger verschulden konnten. Sie liegt aktuell bei über 7 Jahren. Dies bedeutet, dass Anleger mit einem deutlich höheren Zinsänderungsrisiko leben müssen und somit auch bei Anlagen in Obligationen deutlich höhere Risiken eingehen müssen. Natürlich kann hier der Fondsmanager den Fokus auf kürzer laufende Obligationen legen, was allerdings bei gleichem Risiko mit noch tieferen Renditen einhergeht.
Bleiben wir einfachheitshalber bei der oben erwähnten Rendite von 1.5%. Wenn wir jetzt hier noch die Kosten des Fonds von durchschnittlich ebenfalls 1.5% abziehen, dann bleibt am Schluss was übrig? Genau, nichts! Zusammengefasst heisst dies, dass du zwar substanzielle Risiken in Form von möglichen Zinsänderungen eingehst, aber dafür nicht oder im schlimmsten Fall negativ entschädigt wirst.
Wäre es da nicht sinnvoller, den vermeintlich sicheren Obligationenteil des Fonds einfach auf einem Sparkonto mit z.B. 1% Zinsen zu parkieren und keine Kursschwankungs- und Zinsrisiken einzugehen?
Enttäuschende Renditen
Durch die hohen Kosten und den tiefen oder nicht vorhandenen Renditebeitrag des Obligationenanteils der Fonds sind die Renditen oftmals enttäuschend und liegen deutlich unterhalb der Prognosen und Erwartungen, die dem Kunden im Beratungsgespräch dargelegt werden.
Beispiel
Als Beispiel wähle ich einen grossen Strategiefonds der Credit Suisse mit dem Namen «CS (Lux) Portfolio Fund Yield CHF B», ISIN: LU0078042883. Dieser Fonds ist ein etabliertes Produkt mit einem Fondsvolumen von fast 700 Mio. CHF und wurde bereits 1993 aufgelegt. Die laufende Gesamtkostenquote des Fonds liegt bei 1.69% pro Jahr. Seit Auflegung des Fonds am 1. Juni 1993 hat der Fonds eine Rendite von 1.78% pro Jahr erwirtschaftet, dies bei einem annualisierten Risiko (Schwankung/Volatilität) von 5.34%. In den letzten 5 Jahren hat der Fonds sogar eine negative Rendite von rund einem halben Prozent jährlich bei einem Risiko von fast 7% erzielt (Quelle: Factsheet Fonds).
Die Frage nach einer guten Entschädigung für das eingegangene Risiko erübrigt sich wohl.
Fazit & Empfehlung
Gemischte Anlagefonds mögen auf den ersten Blick eine bequeme Möglichkeit zur Diversifikation und Risikostreuung bieten. Doch die Realität zeigt, dass die Nachteile oftmals überwiegen. Hohe Gebühren, mangelnde Transparenz, eingeschränkte Flexibilität, das hohe Zinsänderungsrisiko bei Anleihen und enttäuschende Renditen machen sie für mich zu einer unattraktiven Anlagemöglichkeit. Die Kombination dieser Faktoren führt dazu, dass die tatsächlichen Gewinne für Anleger oft deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Anleger sollten ihre Investments stets gründlich überprüfen und sich umfangreiches Wissen über die verschiedenen Anlagemöglichkeiten aneignen. Eine fundierte und unabhängige Beratung kann dabei helfen, bessere Anlageentscheidungen zu treffen. Anstatt sich auf gemischte Anlagefonds zu verlassen, könnte es vorteilhafter sein, eine individuell zugeschnittene Anlagestrategie zu entwickeln, die auf die persönlichen Ziele und Risikotoleranzen abgestimmt ist. Eigenes Wissen und unabhängige Beratung sind Schlüssel, um fundierte Entscheidungen zu treffen und langfristig erfolgreich zu investieren.
Ich freue mich auf deine Kontaktaufnahme!
Herzlichst
Marco