Passives Investieren gilt als eine der effektivsten Strategien für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch was bedeutet passives Investieren eigentlich genau, wie erfolgreich ist es wirklich und welche aktiven Entscheidungen sind trotz der passiven Ausrichtung notwendig? In diesem Artikel beleuchten wir all diese Fragen und werfen einen Blick auf die neuesten Erkenntnisse aus einer aktuellen ETF-Studie von Truewealth. Ausserdem geben wir praktische Tipps, wie man eine nachhaltige und zugleich spannende Anlagestrategie entwickeln kann.
Was ist passives Investieren?
Passives Investieren beschreibt eine Anlagestrategie, bei der nicht versucht wird, den Markt aktiv zu schlagen, sondern stattdessen der Markt selbst abgebildet wird. Dies geschieht meist über Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds). Ein Beispiel hierfür ist der MSCI World, der den weltweiten Aktienmarkt nachbildet. Statt einzelne Aktien wie Nestlé, Apple oder Novartis zu kaufen, investiert man in einen breiten Korb von Aktien, der einem bestimmten Index entspricht.
Die Gewichtung der einzelnen Unternehmen im Index basiert meist auf deren Marktkapitalisierung – also je wertvoller ein Unternehmen, desto höher sein Anteil im Index. Diese Zusammensetzung wird nicht aktiv verändert, sondern folgt automatisch dem Marktgeschehen.
Die Vorteile des passiven Investierens
- Breite Diversifikation: Mit einem einzigen Produkt kann man in hunderte oder sogar tausende Unternehmen investieren und so das Risiko streuen.
- Niedrige Kosten: Da keine aktive Verwaltung durch Fondsmanager erfolgt, sind die Gebühren deutlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. Zudem sinken die Kosten durch zunehmende Beliebtheit und Wettbewerbsdruck immer weiter.
- Hohe Transparenz: Anleger wissen jederzeit genau, in welche Unternehmen sie investieren, da die Zusammensetzung des Index offen einsehbar ist.
Warum ist passives Investieren so erfolgreich?
Langfristig betrachtet steigen Aktienmärkte aufgrund von Geldmengenerhöhung und Wirtschaftswachstum tendenziell. Zudem profitieren Anleger automatisch von den besten Unternehmen, da diese im Index mit einem höheren Gewicht vertreten sind, wenn sie an Wert gewinnen.
Ein entscheidender Punkt ist auch die Tatsache, dass die meisten aktiven Anleger den Markt nicht dauerhaft schlagen können. Studien zeigen, dass etwa 80 bis 85 Prozent der aktiv verwalteten Fonds und Portfolios über längere Zeiträume schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex. Kurzfristige Outperformance ist meist eher Glückssache.
Die Rolle der Markteffizienz
Die Markteffizienz besagt, dass alle öffentlich verfügbaren Informationen bereits im aktuellen Kurs eingepreist sind. Besonders in entwickelten Märkten, die von Algorithmen und Analysten genau beobachtet werden, ist es extrem schwierig, durch aktives Stockpicking oder Timing dauerhaft bessere Renditen zu erzielen.
Aktive Fondsmanager und Analysten versuchen zwar, durch Geschäftsberichte, Chartanalysen und Makroprognosen Vorteile zu erzielen, jedoch sind diese Informationen auch anderen Marktteilnehmern bekannt. Insiderinformationen, die einen echten Vorteil bringen könnten, sind gesetzlich verboten und daher selten.
Die Nachteile von aktivem Management
Nullsummenspiel: Vor Kosten ist der Markt ein Nullsummenspiel, das heißt, Gewinne eines Anlegers kommen von Verlusten eines anderen. Nach Kosten wird es für aktive Anleger meist zum Negativsummenspiel.
Hohe Kosten: Aktive Fonds verlangen oft Verwaltungsgebühren zwischen 1 und 2 Prozent, die erst durch bessere Renditen ausgeglichen werden müssen.
Timingfehler: Viele aktive Manager kaufen zu spät oder verkaufen zu früh – oft reagiert man erst, wenn der Markt sich bereits verändert hat.
Emotionale Fehlentscheidungen: Besonders Privatanleger handeln in Krisenzeiten oft aus Angst oder Euphorie, was die Rendite langfristig schmälert.
Passiv investieren heisst nicht komplett passiv handeln
Viele denken, passives Investieren bedeutet, einfach einen ETF zu kaufen und dann nichts mehr zu tun. Das ist jedoch nur teilweise richtig. Auch beim passiven Ansatz sind zahlreiche aktive Entscheidungen nötig:
- Asset Allokation: Welche Anlagestrategie verfolgt man? Wie viel soll in Aktien, Anleihen, Gold, Immobilien oder Kryptowährungen investiert werden? Diese strategische Weiche beeinflusst maßgeblich die Renditeerwartung.
- Marktauswahl: Welche Regionen und Währungen sollen abgedeckt werden? Nur Schweiz, global oder inklusive Schwellenländer?
- Instrumentenauswahl: Welche ETFs oder Indexfonds kommen zum Einsatz? Hier empfiehlt sich ein Kriterienkatalog, um passende Produkte zu finden.
- Investitionsstrategie: Einmalanlage oder regelmäßiger Sparplan? Auch Timing-Überlegungen und saisonale Faktoren spielen eine Rolle.
- Rebalancing: Wann und wie stellt man das Portfolio wieder auf die ursprüngliche Strategie zurück, wenn sich Gewichtungen durch Kursentwicklungen verändern?
- Emotionale Steuerung: Wie reagiert man in turbulenten Marktphasen? Nachkaufen oder verkaufen?
Neue Erkenntnisse aus der ETF-Studie von Truewealth
Eine aktuelle Studie von Truewealth mit über 3000 Teilnehmern aus der Schweiz zeigt, dass ETFs mittlerweile im Mainstream angekommen sind. Viele Anleger nutzen sie für den langfristigen Vermögensaufbau und schätzen die genannten Vorteile wie Diversifikation und niedrige Kosten.
Allerdings machen viele auch Fehler, indem sie ohne klaren Plan, finanzielle Struktur oder Zieldefinition investieren. Zudem fehlt oft die nötige Erfahrung, weshalb eine unabhängige Begleitung bei der Umsetzung sehr empfehlenswert ist.
Das Manko des passiven Investierens: Langeweile
Passives Investieren ist zwar hoch effektiv, aber auch sehr langweilig. Für viele Anleger reicht das auf Dauer nicht aus, da sie mehr Spannung und Abwechslung suchen. Hier bietet sich die sogenannte Core-Satellite-Strategie an:
- Kernportfolio (Core): Kostengünstig, breit diversifiziert und langfristig passiv investiert.
- Satelittenportfolio (Satellite): Für Experimente, Spass und gezielte Einzelinvestments wie spannende Aktien, Kryptowährungen oder taktische Ansätze.
So kann man den Zinseszinseffekt im Kernportfolio optimal nutzen und gleichzeitig aktivere Investments tätigen, die auch emotionale Bedürfnisse und Lernprozesse abdecken.
Fazit: Passives Investieren ist der Königsweg – aber mit aktiven Entscheidungen
Passives Investieren ist definitiv eine der besten Strategien für den langfristigen Vermögensaufbau. Es bietet breite Diversifikation, niedrige Kosten und hohe Transparenz. Studien und Erfahrungen zeigen, dass aktive Fondsmanager den Markt meist nicht schlagen können und durch höhere Kosten und Timingfehler oft schlechter abschneiden.
Dennoch erfordert auch passives Investieren eine Vielzahl aktiver Entscheidungen, angefangen bei der Asset-Allokation über die Auswahl der Märkte und Produkte bis hin zu Rebalancing und emotionalem Verhalten in Krisenzeiten.
Wer den Einstieg wagt, sollte sich unbedingt fundiertes Wissen aneignen oder sich professionelle Unterstützung holen, um eine passende Anlagestrategie zu entwickeln. Die Kombination aus einem soliden Kernportfolio und einem flexiblen Satellitenportfolio kann dabei helfen, langfristig erfolgreich und zugleich mit Freude zu investieren.
„Ein einfacher Indexfonds schlägt die meisten Profis.“ – Warren Buffett
Denke immer daran: Die beste Investition, die Du tätigen kannst, ist die in Dich selbst.