Der Schweizer Aktienmarkt hat bei mir im Portfolio seit jeher einen wichtigen Stellenwert. In der aktuellen Situation sehe ich jedoch einige spannende Entwicklungen, die Schweizer Aktien aus meiner Sicht noch attraktiver machen. In diesem Artikel möchte ich auf die wichtigsten Gründe eingehen, warum ich gerade jetzt vermehrt auf Schweizer Aktien setze und warum diese sogar besser performen könnten als andere Märkte weltweit.
Einleitung: Der Schweizer Aktienmarkt im Fokus
Schweizer Aktien sind für mich ein zentraler Baustein beim Vermögensaufbau. Sie zeichnen sich durch eine defensive Struktur, starke Dividenden und eine hohe Qualität aus. Während ich das Thema bereits früher behandelt habe, haben sich die Rahmenbedingungen in letzter Zeit deutlich verändert – und zwar positiv für den Schweizer Markt. Diese Veränderungen möchte ich im Folgenden näher beleuchten und erklären, warum ich davon überzeugt bin, dass Schweizer Aktien gerade jetzt eine sehr attraktive Anlageoption darstellen.
1. Die Zinssituation in der Schweiz: Nullzinsen und mögliche Senkungen
Der erste und wohl wichtigste Faktor, der Schweizer Aktien jetzt wieder besonders interessant macht, sind die extrem tiefen Zinsen in der Schweiz. Während in vielen anderen Ländern – etwa in den USA oder Japan – die Anleihenrenditen teilweise auf Rekordniveaus steigen, verharrt die 10-jährige Bundesanleihe nahe dem Nullpunkt. Aktuell liegt der Leitzins bei 0,25 Prozent, und die nächste Sitzung der SNB am 19. Juni wird aller Voraussicht nach eine Senkung auf null Prozent bringen.
Warum ist das so? Die SNB hat als Hauptauftrag die Sicherstellung der Preisstabilität. Die neuesten Inflationszahlen aus April zeigen eine Inflationsrate von null Prozent in der Schweiz. Einige Prognosen gehen sogar davon aus, dass sich in Zukunft eine leichte Deflation einstellen könnte, also negative Inflationsraten.
Damit nicht genug, die Markterwartungen gehen sogar noch weiter: Auf den Future-Märkten wird mit Negativzinsen von minus 0,25 Prozent bis September gerechnet. Diese Zinspolitik hat direkte Auswirkungen auf die Attraktivität von Aktien. Denn wenn Anleihen kaum oder gar keine Rendite mehr abwerfen, steigt die Nachfrage nach Aktien als alternative Anlageform – insbesondere nach solchen mit stabilen Dividenden.
Der Schweizer Aktienmarkt ist hier besonders interessant, da er traditionell eine relativ hohe Dividendenrendite von rund drei Prozent bietet. In Kombination mit den niedrigen Zinsen entsteht so der sogenannte TINA-Effekt („There is no alternative“). Das bedeutet, dass es kaum eine bessere Alternative zu Aktien gibt, was die Nachfrage und damit potenziell auch die Kursentwicklung antreibt.
2. Börsenäquivalenz und der wiedergewonnene Zugang für EU-Investoren
Ein oft übersehener, aber bedeutender Faktor ist die Wiederherstellung der Börsenäquivalenz zwischen der EU und der Schweiz. Für viele Anleger und Investoren ist das ein entscheidendes Thema, denn es betrifft die Handelbarkeit und Liquidität von Schweizer Aktien.
Zur Erklärung: Die Börsenäquivalenz ist ein Begriff aus dem EU-Finanzmarktrecht. Er bedeutet, dass eine ausländische Börse – wie die Schweizer Börse – von der EU als gleichwertig anerkannt wird wie eine Börse innerhalb der EU. Bis 2019 war das der Fall für die Schweiz. Doch im Jahr 2019 entzog die EU der Schweiz diese Börsenäquivalenz.
Das hatte zur Folge, dass europäische Banken und Broker Schweizer Aktien nicht mehr direkt über die Schweizer Börse (SIX) handeln durften. Der Schweizer Bundesrat reagierte darauf mit einem Schutzmechanismus: Schweizer Aktien durften fortan nur noch über inländische Handelsplätze wie die SIX gekauft und verkauft werden. Für europäische Investoren bedeutete das eine erhebliche Einschränkung. Viele EU-Broker konnten Schweizer Titel nicht mehr direkt handeln, was zu einem Rückgang der Liquidität und einer eingeschränkten internationalen Sichtbarkeit führte.
Seit dem 1. Mai 2025 ist diese Blockade jedoch aufgehoben. Europäische Finanzintermediäre – sowohl institutionelle als auch private Anleger – können nun wieder uneingeschränkt Schweizer Aktien direkt an der Schweizer Börse handeln. Dies hat mehrere positive Effekte:
- Erhöhte Nachfrage nach Schweizer Aktien, da der Zugang für viele europäische Investoren wieder geöffnet ist.
- Mehr Liquidität und Handelsvolumen am Schweizer Aktienmarkt.
- Bessere Kursstellungen und engere Spreads (Geld-Brief-Spannen), was den Handel effizienter macht.
- Potenzielle Kursimpulse durch zusätzliche Kapitalzuflüsse aus der EU.
Diese erneute Öffnung des Marktes ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Schritt, der vielleicht unterschätzt wird. Gerade in einem Umfeld, in dem Schweizer Aktien solide sind und attraktive Dividenden bieten, macht dieser erleichterte Zugang den Markt für ausländische Investoren deutlich attraktiver.
3. Der Schweizer Franken als stabiler Hafen und Währungsaspekt
Neben den strukturellen und regulatorischen Faktoren spielt auch die Währung eine Rolle. Der Schweizer Franken gilt seit jeher als eine der stabilsten und sichersten Währungen weltweit. In Zeiten von Unsicherheiten und Volatilität suchen viele Anleger Schutz im Schweizer Franken.
Für Investoren aus dem Ausland oder aus dem Euroraum bietet der Schweizer Aktienmarkt somit eine Möglichkeit, indirekt in den Franken zu investieren – nämlich über Aktien von Unternehmen, die in der Schweiz ansässig sind und deren Aktien in Schweizer Franken gehandelt werden.
Die Tendenz des Schweizer Frankens ist eine langfristige Aufwertung gegenüber vielen anderen Währungen. Wer in Schweizer Aktien investiert, profitiert daher nicht nur von der Dividendenrendite und den Kurschancen, sondern auch von einem potenziellen Währungsplus. Gerade bei einer mittel- bis langfristigen Anlagestrategie kann dies einen erheblichen Mehrwert darstellen.
4. Herausforderungen für Schweizer Pensionskassen und mögliche Auswirkungen
Ein weiterer wichtiger Punkt, der den Schweizer Aktienmarkt stützen könnte, sind die Herausforderungen bei der Altersvorsorge und den Pensionskassen in der Schweiz. Die tiefen Zinsen sind für diese Institutionen problematisch, da sie auf einem grossen Teil ihrer Anlagen – insbesondere Obligationen – kaum noch Rendite erzielen können.
Pensionskassen haben jedoch die Verpflichtung, Renten auszuzahlen und Alterskapitalien zu verzinsen. Um diese Verpflichtungen erfüllen zu können, müssen sie Renditen erwirtschaften. Das führt dazu, dass sich die Verantwortlichen in den Stiftungsräten und Anlagekommissionen Gedanken machen müssen, wie sie ihr Portfolio anpassen.
Eine mögliche Konsequenz ist eine Verschiebung der Anlagen hin zu Aktien, insbesondere zu Schweizer Aktien, die als relativ sicher und dividendenstark gelten. Gleichzeitig könnten sie ihre Anleihen- und Immobilienquoten reduzieren, da diese entweder zu geringe Renditen liefern oder bereits überbewertet sind.
Diese Umschichtung könnte mittelfristig zu einer erhöhten Nachfrage nach Schweizer Aktien seitens der Pensionskassen führen, was wiederum die Kurse positiv beeinflussen könnte.
Fazit: Drei starke Gründe für Schweizer Aktien im aktuellen Marktumfeld
Zusammenfassend sehe ich drei wesentliche Gründe, die Schweizer Aktien derzeit besonders attraktiv machen:
- Die Zinssituation: Die sehr niedrigen oder sogar negativen Zinsen in der Schweiz machen Dividendenaktien besonders interessant – der TINA-Effekt kommt zum Tragen.
- Der wiedergewonnene Zugang für EU-Investoren: Seit dem 1. Mai 2025 können europäische Anleger wieder uneingeschränkt Schweizer Aktien direkt an der Börse handeln, was die Nachfrage und Liquidität steigert.
- Die institutionelle Nachfrage: Schweizer Pensionskassen stehen vor der Herausforderung, trotz tiefster Zinsen Renditen zu erzielen, was eine Erhöhung des Aktienanteils wahrscheinlich macht.
Diese drei Faktoren zusammengenommen bieten meiner Meinung nach einen klaren positiven Ausblick für den Schweizer Aktienmarkt. Natürlich sind auch Schweizer Aktien nicht immun gegen Marktschwankungen oder Rückschläge. Doch gerade in der aktuellen Situation erscheinen sie als solide, dividendenstarke und währungsstarke Anlageoption.
Ich persönlich bleibe daher investiert in Schweizer Aktien und überlege sogar, meinen Anteil zu erhöhen. Für alle, die auf der Suche nach einer stabilen und chancenreichen Anlage sind, lohnt es sich, den Schweizer Markt jetzt genau zu beobachten und gegebenenfalls zu investieren (natürlich keine Anlageberatung, nur meine persönliche Meinung).
Ich wünsche viel Erfolg beim Investieren!
Herzliche Grüsse
Marco